Die unumkehrbare Energiewende: Wie Venture Building in der Energiebranche neu gedacht wird

Die Energiebranche steht an einem Wendepunkt. Steigende Preise, geopolitische Spannungen und der unstillbare Hunger nach Energie stellen Unternehmen vor nie dagewesene Herausforderungen. Doch mitten in diesem Spannungsfeld gibt es Akteure, die nicht nur Probleme erkennen, sondern Lösungen vorantreiben.

Einer davon ist Moritz Jungmann, Partner bei Future Energy Ventures. In einem ausführlichen Gespräch in unserem Podcast Breaking Barriers teilte er seine Erfahrungen und Einsichten über die Zukunft der Energiebranche, Venture Building und warum die Energiewende nicht aufzuhalten ist.

Vom Venture Developer zum Investor

Moritz begann seine Karriere fernab der Energiebranche. Mit einem Hintergrund in Politik und Verwaltungswissenschaften wollte er ursprünglich in der Entwicklungshilfe arbeiten. Doch die Bürokratie bremste seinen Tatendrang. Also wandte er sich dem Entrepreneurship zu, gründete zwei Startups und lernte die harte Realität des Gründens kennen: Ohne Zugang zu Kapital und Wissen ist es ein steiniger Weg.

Nach einigen Jahren und wertvollen Lektionen wechselte er zu Innogy, der grünen Tochter von E.ON. Dort sollte er als Venture Developer Innovationen vorantreiben. Das Ziel: Innerhalb von sechs Monaten aus internen Ideen marktfähige Unternehmen zu formen. Doch die Realität sah anders aus.

Die Tücken des Corporate Venture Buildings

Die Idee klang vielversprechend: Konzernmitarbeiter und externe Unternehmer arbeiten zusammen, um innovative Start-ups zu gründen. Doch interne Prozesse und rechtliche Hürden machten das Unterfangen schwierig. “Der Prozess hatte ein paar integrierte Fehler”, erklärt Moritz. Die Rechtsabteilung sah nicht ein, warum Gründer einen Großteil der Anteile erhalten sollten, wenn doch die Ideen im Konzern entstanden sind.

Diese internen Spannungen führten letztlich zur Einstellung des Programms. Die Lektion? Venture Building innerhalb von Konzernen ist komplexer, als es auf den ersten Blick scheint.

Ein Wechsel der Strategie: Investieren statt selbst bauen

Nach der Einstellung des Venture-Building-Programms änderte Innogy seine Strategie. Anstatt eigene Start-ups zu gründen, fokussierte man sich auf Seed-Investments in bestehende Unternehmen. Moritz’ Rolle wandelte sich vom Venture Developer zum Portfolio Manager und schließlich zum Partner bei Future Energy Ventures.

Seine Erkenntnis: “Wenn ich mich beteiligen möchte und strategisch investieren will, ist es sinnvoller, in Fonds zu investieren, die zu meiner Strategie passen, anstatt selbst Start-ups zu bauen.”

Die Energiewende ist unumkehrbar

Eines der Kernthemen des Gesprächs war die Frage, ob die Energiewende noch aufzuhalten ist. Moritz ist überzeugt: “Die Energiewende ist gelaufen.” Mit dem stetigen Ausbau erneuerbarer Energien, besonders im Bereich Photovoltaik, und der Elektrifizierung verschiedenster Branchen ist der Zug abgefahren. Er betont, dass erneuerbare Energien genügend Energie erzeugen können, um unseren Bedarf zu decken.

Die Idee, dass jedes Gebäude zu einem kleinen Energieversorger werden kann, demokratisiert den Energiemarkt. Dies stellt nicht nur eine technische, sondern auch eine gesellschaftliche Transformation dar.

Herausforderungen und Chancen für Investoren

Für Investoren und Unternehmen ergeben sich aus dieser Transformation neue Herausforderungen und Chancen. Moritz hebt hervor, dass es wichtig ist, in Unternehmen zu investieren, die das Potenzial haben, skalierbar zu sein und große Märkte zu adressieren. Kleine Lösungen für lokale Probleme reichen nicht aus, um die notwendigen Renditen zu erzielen.

Er warnt davor, in frühphasige Unternehmen direkt zu investieren: “Als Corporate Venture Capitalist in Frühphasenunternehmen direkt zu investieren, ist vollkommen idiotisch.” Stattdessen empfiehlt er, in spezialisierte Fonds zu investieren und sich auf Unternehmen zu fokussieren, die bereits einen Produkt-Markt-Fit nachweisen können.

Der globale Kontext: Energiehunger und Technologie

Die steigende Nachfrage nach Energie, besonders durch datenintensive Technologien wie KI und Cloud-Computing, stellt die Branche vor zusätzliche Herausforderungen. Moritz sieht jedoch auch hier Potenzial: Durch intelligente Steuerung und globale Verteilung von Rechenleistung kann der Energieverbrauch optimiert werden. Zudem könnten technologische Fortschritte in der Datenkompression den Energiebedarf reduzieren.

Die Rolle von Politik und Regulierung

Trotz aller technologischen Fortschritte spielt die Politik eine entscheidende Rolle. Moritz betont, dass die Regulierung den Ausbau erneuerbarer Energien fördern und Hindernisse abbauen muss. Nur so kann die Integration neuer Technologien und die Transformation des Energiesystems gelingen.

Fazit: Ein Aufruf zum Umdenken

Das Gespräch mit Moritz Jungmann zeigt deutlich, dass die Energiewende nicht nur technisch, sondern auch strategisch gedacht werden muss. Für CMOs, Investoren und Chief Innovation Officers bedeutet das:

  • Neu denken: Traditionelle Ansätze im Venture Building funktionieren nicht immer. Es gilt, neue Wege zu gehen und flexibel zu bleiben.
  • Strategisch investieren: Setzen Sie auf Fonds und Unternehmen, die skalierbare Lösungen bieten und zur eigenen Unternehmensstrategie passen.
  • Die Energiewende aktiv gestalten: Nutzen Sie die Chancen, die sich durch die Transformation ergeben, und positionieren Sie sich als Vorreiter.

Die Energiewende ist nicht aufzuhalten. Auch Moritz Jungmann meint, es liegt an uns, sie aktiv zu gestalten und die Chancen zu nutzen, die sich daraus ergeben.

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